Tod der Skipperin der Cross-Match vor Bornholm

Skipperin über Bord - Chronologie eines Seeunfalls

Hamburg (SP) Die Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung (BSU) hat den Untersuchungsbericht Nr. 286/09 am 15. Juni 2011 veröffentlicht . Er befasst sich mit dem Überbordgehen der Skipperin der Segelyacht CROSS-MATCH.

Am 20. Juli 2009 gegen 15:30 Uhr fiel die Bootsführerin der deutschen Segelyacht CROSS-MATCH (X40, 12,19 LüA, Heimathafen Glücksburg) über Bord. Der Unfall ereignete sich während der zweiten Wettfahrt innerhalb der Regatta „Baltic Sprint Cup 2009“ im Seegebiet östlich von Bornholm. Zum Unfallzeitpunkt wehte der Wind mit 6 Bft, in Böen mit 7 Bft.

Aufgrund einer Unaufmerksamkeit während eines Segelmanövers wickelte sich das Vorsegel so um das Vorstag, dass die Besatzung der Yacht das Segel von Deck aus nicht wieder entfalten konnte. Die Bootsführerin entschloss sich deshalb, mit Hilfe des Bootsmannsstuhls am Vorstag entlang zu klettern, um so das Segel zu entwirren. Die am Bootsmannsstuhl angebrachten Beinschlaufen, die das Herausrutschen verhindern sollten, waren ungeeignet und wurden deshalb nicht angelegt. Der Bootsmannstuhl, der Hersteller sich nicht ermitteln ließ, hatte kein Sitzbrett. Dadurch kam es zu einer Einschnürung der Beine und zu einem unkomfortablen Sitzen. Die Bootsführerin nutzte die um das Vorstag herum gelegte Sicherungsleine der angelegten Rettungsweste für das Halten am Vorstag. Um das Segel zu entfalten, bewegte sich die Bootsführerin mit dem Segel um das Vorstag herum. Ab einem bestimmten Punkt konnte die Bootsführerin weder weiter hinabgelassen noch wieder heraufgezogen werden, da sich die Fallen und die Sicherungsleine fest um das Vorstag gewickelt bzw. verhakt hatten. Die Bewegungen der Yacht im Seegang führten im weiteren Verlauf dazu, dass die Bootsführerin die Kräfte verließen und sie letztendlich aus Bootsmannsstuhl und Rettungsweste herausrutschte und ins Wasser fiel.

Eines der Besatzungsmitglieder sprang sofort hinterher und erreichte unmittelbar danach die Überbordgefallene. Beide konnten wenig später an das Heck der Yacht gezogen werden. Dort gelang es nicht, die Bootsführerin zu bergen. Aufgrund der Schiffsbewegungen gerieten andere Besatzungsmitglieder in Gefahr, und die Besatzung verlor die Überbordgefallene. Die danach eingeleitete Suche, an der sich mehrere Yachten, dänische Rettungsfahrzeuge und zwei Hubschrauber beteiligten, blieb ohne Erfolg. Die BSU stellte fest, dass zunächst nur ein Dringlichkeitsruf (Pan-Pan..) verbreitet wurde und so wertvolle Zeit verstrich. Die Notruf-Funktion des Funkgerätes über GMDSS (SOS-Taste mit Angabe "Person über Bord") wurde nicht genutzt. Andere Yachten hatten offenbar den Funkverkehr gar nicht abgehört und fuhren während der Suche vorbei. Der dänischen Seenotleitstelle bescheinigte ein Skipper, Zeuge des Dramas, unkoordinierte Suchangaben.

Der Unfall ereignete sich aus einer Standardsituation während einer Regatta und damit unter den Bedingungen einer Wettfahrt, bei denen die BSU in der Vergangenheit keine Unfälle untersuchte. Dieser besondere Unfall machte ein Abweichen notwendig. Gleichwohl wird auf die Herausgabe von Sicherheitsempfehlungen verzichtet. Die Untersuchung wurde mit einem summarischen Bericht abgeschlossen.

Der gesamte Bericht unter bsu-bund.de.

Infos:

Sicheres Arbeiten im Mast: http://www.dr-kohfahl.de/praxis-wissenswertes/Sicheres_Arbeiten_im_Mast.pdf
Gefahren beim Sturz ins Wasser: http://www.dr-kohfahl.de/praxis-wissenswertes/Kann_Kaelte_toeten.pdf.



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