Taktik für Fahrtensegler

Gegen den Wind - die richtige Taktik an der Kreuz

Wenn's gegen den Wind geht, sind viele Skipper hilflos: Meist wird ohne System "gegenan gekreuzt".

Doch Taktik ist nicht nur etwas für Regattasegler: Auch Fahrtensegler sollten sie beherrschen, schließlich führt eine gute, überlegte Taktik schneller ans Ziel und die Crew in die Kneipe.

Doch dazu gehört nicht nur der gekonnte Umgang mit Karte, Kompass, Verklicker und Taktik-Rechenscheibe, sondern auch etwas Wetterkunde.

Einige Begriffe:

Streckbug:
Längerer Schlag, der das Schiff dem Ziel näherbringt.

Holebug: Kürzerer Schlag, der nur Höhe herausholt.

Coriolis-Kraft: Bedingt durch die Erdumdrehung, sorgt sie dafür, dass auf der Nordhalbkugel alle Bewegungen nach rechts abgelenkt werden. Je schneller die Bewegung, desto stärker die Ablenkung.

Die Sache mit dem Wind-Shear

Wind von st: Im Topp fällt er achterlicher ein. Wind von bb: Im Topp fällt er vorlicher ein.

Kreuzen und die Coriolis-Kraft

Hart am Wind geht es beim Hanse- und Dehler-Cup auf dem IJsselmeer vor Hindeloopen auf die Luvtonne zu.

Wind-Shear: Bedingt durch die Coriolis-Kraft dreht der Windeinfallswinkel vom Masttop nach unten gegen den Uhrzeigersinn, also nach links (schert aus). Folge: Der Druckpunkt ist unterschiedlich, je nachdem, auf welchem Bug man segelt. Wind-Shear erreicht Werte bis 20 Prozent.

Auf Backbordbug (also mit Wind von steuerbord) kommt der Wind am Masttop achterlicher, das Boot krängt stärker. Der Rudergänger lässt sich von der Fehlanzeige des Verklickers verleiten, etwas höher steuern, dies führt aber zu größerer Abdrift, und die Geschwindigkeit sinkt.

Abhilfe: Auf BB-Bug mehr Twist, auf ST-Bug flacher trimmen.

Trotzdem: Mit Wind von Steuerbord segelt man höher wahren Wind, der durch den Wind-Shear-Effekt dreht.

Der nicht beachtete Wind-Shear ist übrigens meist der Grund dafür, dass Boote je nach Bug verschieden schnell segeln. Der wahre Windeinfallswinkel ist auf Steuerbord-und Backbordbug unterschiedlich.


Velocity Made Good (VMG)
: Heißt so viel wie "gutgemachte Geschwindigkeit". Es zeigt die Geschwinigkeit zum Ziel an. Wird von vielen Bordinstrumenten (Zeiger, GPS) angezeigt. Eignet sich leider nicht zum Steuern, weil die Anzeige eben auch von der Windgeschwindigkeitabhängt.

Den VMG kann man dem GPS überlassen (bei eingegebenem Ziel) oder ausrechnen:

Fahrt über Grund mal Cosinus (Winkel zum Ziel)
Beispiel:
8.5 kn x COS (55) =4.87 VMG
8.0 kn x COS (45) =5.65 VMG

Etwas höher an den Wind bringt also immerhin 0.78 kn mehr Speed in Richtung zum Ziel. Doch Vorsicht: Zu hoch bedeutet auch zu langsam.


BSP: Boat Speed durchs Wasser

COG: Course Over Ground

SOG: Speed Over Ground

XTE: Cross Track Error (Abweichung vom Ideal-Kurs)

Einige Grundregeln

Der Taktik-Rechner für Regatta- und Fahrtensegler TackingMaster ist fürs Handgelenk und wurde im April 2015 herausgebracht.

Bringe das Ziel zwischen Dich und den Wind, fahre niemals nach Luv!

Starte immer auf dem Streckbug. Danach gilt: Streckbug vor Holebug!

Bei böigem Wind (zum Beispiel Rückseitenwetter nach Durchzug einer Kaltfront) sollten auf der Nordhalbkugel die längeren Schläge immer mit Backbordbug erfolgen.

Warum? Weil Böen aus großen Höhen kommen und daher stärker sind als der Bodenwind, fallen sie wegen der Coriolis-Kraft rechtgedrehter ein - auf Backbordbug kann man dann höher herangehen.

Im Tagesverlauf folgt der Wind bei stabilen Luftmassenbewegungen in der Regel der Sonne: Er dreht wegen der Corioliskraft recht.

Liegt das Ziel beim Kreuzen genau querab (090 Grad zum Kompaßkurs) kann man über die Wende nachdenken. Ein Handpeilkompass leistet auf Regattayachten gute Dienste. Achtung: immer Abdrift und oder Strom einschätzen und addieren, zum Beispiel 10 Grad Windabdrift plus 90 macht 100 Grad. Peilt man das Ziel unter 100 Grad, kann man wenden.

Nicht die Höhe ist entscheidend, sondern die Zielgeschwindigkeit (Velocity Made Good, VMG), mit der man sich dem Ziel nähert.

Zwei Fälle sind möglich:

1) Das Ziel liegt genau in Windrichtung. Mehr
2) Das Ziel liegt etwas abseits der Windrichtung, ist aber unter Segel nicht direkt zu erreichen. Mehr.
Und zum Schluss gibt es einige Tipps für taktische Hilfsmittel.

In Böen kann man kurz anluven

Hart am Wind beim Hanse- und Dehler-Cup auf dem IJsselmeer vor Hindeloopen.

Fällt eine Böe ein, kann man kurz anluven: Der wahre Wind wird stärker, der scheinbare Wind (mit dem wir segeln) raumt - bis das Boot beschleunigt hat. Dann heißt es wieder abfallen.



Wir verwenden Cookies, um Inhalte und Anzeigen zu personalisieren, Funktionen für soziale Medien anbieten zu können und die Zugriffe auf unsere Website zu analysieren. Einige von ihnen sind für den Betrieb der Seite technisch notwendig. Außerdem geben wir Informationen zu Ihrer Verwendung unserer Website an unsere Partner für soziale Medien, Werbung und Analysen weiter. Wenn Sie auf dieser Seite bleiben, stimmen Sie dem zu. Alles Weitere finden Sie in der Datenschutzerklärung. Erweiterte Einstellungen